„Startup ist Dauerkrise.“

Alles und jede/r befindet sich derzeit im Krisenmodus. Durch die Corona-Pandemie sehen sich auch Startups einer besonders herausfordernden Situation ausgesetzt. Doch im Startup-Alltag kommt es immer wieder zu Krisen jeglicher Art: Eine Finanzierungsrunde platzt, ein Mitgründer verlässt das Team, das Produkt verkauft sich nicht mehr. Thomas Kreye, Gründer und CEO von Just Software AG, erlebt das Auf und Ab im Startup Business seit 13 Jahren mit seiner Software-Firma. Wie man Krisen managt und welche Chancen sich darin verbergen, daran hat er unsere Startups bei unserer Eventreihe Trial&Error – erstmals in der Online-Edition – teilhaben lassen.

„Es ist alles anders gekommen, als ich dachte.“ Gleich zu Beginn der Session stellt Thomas klar, wie wenig planbar das Real Startup Life ist und was das für ihn ausmacht: „Startup ist Dauerkrise.“ Sehr ehrlich beschrieben, „wie man sich fühlt, wenn man auf die Schnauze fällt“, sei das laut Thomas in „The Struggle“ von Ben Horowitz, sein Lesetipp zum Thema Krisenmanagement in Startups.

Thomas berichtet von „zwei Riesen-Krisen“, die sein Team und er haben durchlaufen müssen. Zuvor hatte er vor 13 Jahren „alles stehen und liegen gelassen“, seine Karriere bei namhaften Unternehmen wie Goldman Sachs und Bertelsmann an den Nagel gehängt, um DIE IDEE zu verfolgen: Ein Social Network. „Ich war so verliebt in die Idee. Du denkst, du übernimmst mit deinem Produkt jetzt die Weltherrschaft“, erinnert sich Thomas. Und dann – lief es gar nicht. Unter anderem wegen des großen Konkurrenten StudiVZ, der zu der Zeit durch die Decke ging. Krise Nummer Eins – was tun? Das Team schaffte den Pivot, indem es die Software hinter der Plattform verkaufte. „Krisen sind Wendepunkte“, so der Gründer. Es lief gut an, die Kunden kamen, doch dann stellte sich heraus: Die Software funktionierte nicht richtig, hatte zu viele Fehler. Krise Nummer Zwei. Thomas gibt zu: „Ich hab mich gefragt, warum mache ich diese Scheiße hier eigentlich? Ich hätte jeder Zeit mein altes Leben wiederhaben können, mit der Hälfte der Arbeit, für das dreifache Gehalt. ABER: Das war mein Film, das fühlte sich richtig an.“

Das Team unterzog seine Software eine Kernsanierung, Pivot Nummer Zwei. So entstand das, was die Just Software AG heute bietet: einen app-basierten digitalen Arbeitsplatz. In einem Startup habe man die große Chance sich als Gründer seiner Selbst bewusst zu werden. „#loveyourwork, dafür leben wir. Wir bringen unsere Leidenschaft fürs Programmieren, unsere agilen Prozesse, unsere Art zu arbeiten über die Software in die Unternehmen ein. Damit haben wir uns gefunden. Und das merken die Kunden“, erklärt Thomas.

 

Sein Fazit aus beiden Krisen: „Ich würde das jeden Tag wieder machen.“ Im Großen und Ganzen gehe es darum, sich in einer Krise zu fragen: „Ist das euer Herzensding ja oder nein?“ Wenn man das bejahen könne, sich die Chancen in der Krise bewusst mache und weiter an der Idee arbeite, mit all seiner Energie und Geduld, werde früher oder später etwas Gutes dabei herauskommen, rät der CEO. Und er empfiehlt, keine Krise persönlich zu nehmen. Alle Teams gingen durch den Struggle, so Thomas. Das Wort „Schuld“ solle man gleich streichen, sonst werde man nicht glücklich in einem Startup.

Und der erfahrene Gründer beruhigt unsere jungen Startups: „Noch kein Businessplan ist je erfüllt worden.“ Man solle sich in Krisensituationen nicht zu sehr an KPIs aufhängen, wichtiger sei es voranzukommen und nah an den Kunden zu sein.

Wie kommt man also am besten durch eine Krise? Mit viel Energie und Durchhaltevermögen, einem gutem Team, ehrlicher Selbstreflexion, einem direkten Draht zum eigenen Bauchgefühl und ganz viel Liebe für die eigene Idee.

Wir danken Thomas für seinen digitalen Besuch und seinen ehrlichen und praxisnahen Input. Ihr findet ihn auf LinkedIn und Just.Social auf Instagram. Wir hoffen Euch bald alle im Startup Dock wieder live und in Farbe zu sehen. Bis dahin, kommt gut durch diese Krise!

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Für alle, die es nachlesen möchten, Thomas‘ Buchtipp zum Thema Krisenmanagement: The Dip von Seth Godin.