Es reicht oft ein einziger Klick, und das gesamte Geschäftsmodell steht auf dem Spiel. Cyberangriffe betreffen längst nicht mehr nur Konzerne, sondern die gesamte Unternehmenslandschaft. Laut der Bitkom-Studie „Wirtschaftsschutz 2023“ gaben 72 Prozent der befragten Firmen in Deutschland an, bereits Opfer von Angriffen geworden zu sein. Ein Jahr später lag dieser Wert sogar bei 81 Prozent. Damit wird deutlich: Auch Startups geraten zunehmend ins Visier – und sie sind meist deutlich schlechter vorbereitet als große Unternehmen.
Startups sind ein leichtes Ziel, wenn der Schutz fehlt
Gründerinnen und Gründer konzentrieren sich in der Anfangsphase oft auf Produktentwicklung, Marketing und die nächste Finanzierungsrunde. Kaum jemand denkt an die Frage, wie sicher sensible Daten gespeichert sind. Genau diese Lücke nutzen Angreifer. Startups haben wertvolle Kundendaten, innovative Technologien oder geistiges Eigentum, aber häufig keine ausgereiften Abwehrmechanismen. Ein Angriff kann dadurch besonders verheerend wirken und nicht selten zum Totalausfall führen.
Einige Sicherheitskonzepte setzen deshalb auf praxisnahe Methoden. Besonders wirksam ist hier der Ansatz von Sicherheit durch Live Hacking, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter realistische Angriffe unmittelbar miterleben. Sie erkennen in Sekunden, wie schnell eine unbedachte Handlung Folgen haben kann. Diese Form der Sensibilisierung hat den Vorteil, dass komplexe Bedrohungen plötzlich greifbar werden. Sicherheit wird nicht als abstrakte Policy vermittelt, sondern als Erfahrung.
Cyberkriminelle suchen gezielt nach Schwachstellen
Angriffe erfolgen heute nicht mehr zufällig. Hacker nutzen automatisierte Tools, die systematisch nach unsicheren Systemen suchen. Besonders Startups, die ihre Infrastruktur schnell und oft ohne Expertenwissen aufbauen, geraten in den Fokus. Eine schwache Firewall oder ein schlecht geschütztes E-Mail-Konto reicht häufig aus, um Zugang zu kritischen Daten zu erhalten. Die Folgen sind gravierend: Datenverlust, Erpressung oder ein erheblicher Imageschaden.
Cyberkriminelle verfolgen klare Geschäftsmodelle. Ransomware, Phishing-Kampagnen oder der Verkauf gestohlener Informationen sind lukrative Einnahmequellen. Für junge Firmen ist das Risiko, erpressbar zu werden, besonders hoch. Wer beispielsweise von einem Investor abhängig ist, kann es sich nicht leisten, wochenlang handlungsunfähig zu sein.
Mitarbeiter sind der wichtigste Schutzschild
Technik kann viel leisten, doch ohne ein geschultes Team bleiben Systeme verletzlich. Studien der Universität Bochum haben gezeigt, dass Schulungen den Erfolg von Phishing-Angriffen um mehr als die Hälfte reduzieren. Mitarbeitende, die verstehen, wie Angriffe aufgebaut sind, klicken seltener auf schädliche Links oder öffnen verdächtige Anhänge.
Besonders in Startups spielt das Wissen jedes Einzelnen eine große Rolle. Es gibt oft keine dedizierte IT-Abteilung, die rund um die Uhr Systeme überwacht. Die Verantwortung verteilt sich auf alle. Damit steigen aber auch die Chancen, dass Fehler frühzeitig erkannt werden.
Training darf nicht abstrakt bleiben
Theorie allein reicht nicht. Workshops, die mit realen Szenarien arbeiten, verankern das Gelernte deutlich besser. Wenn Angriffe simuliert und gemeinsam analysiert werden, bleibt das Wissen langfristig erhalten. Startups profitieren davon, weil ihre Mitarbeitenden Sicherheit als Teil ihrer täglichen Arbeit verstehen und nicht als zusätzlichen Aufwand. Praxisnähe schafft Verbindlichkeit. Wer das erste Mal erlebt hat, wie einfach ein Passwort gehackt werden kann, handelt danach vorsichtiger.
Gesetzliche Anforderungen machen Sicherheit zur Pflicht
Startups agieren oft in dynamischen Märkten, in denen Geschwindigkeit und Flexibilität entscheidend sind. Doch mit wachsender Verantwortung steigt auch der Druck durch gesetzliche Vorgaben. In Europa spielt dabei die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eine zentrale Rolle. Sie verpflichtet Unternehmen, personenbezogene Daten technisch und organisatorisch wirksam zu schützen. Verstöße können nicht nur das Vertrauen der Kunden massiv beschädigen, sondern auch zu empfindlichen Strafen führen. Laut einer Erhebung der Europäischen Datenschutzbehörde wurden allein 2023 Bußgelder in Höhe von über 1,5 Milliarden Euro verhängt.
Junge Unternehmen unterschätzen häufig, wie schnell sie in den Anwendungsbereich solcher Vorschriften fallen. Bereits wenige Hundert Kundendaten reichen aus, um unter die DSGVO zu fallen. Wer zusätzlich im Finanzsektor, in der Medizintechnik oder im E-Commerce arbeitet, muss sich auch mit branchenspezifischen Auflagen auseinandersetzen. Diese Rahmenbedingungen lassen sich nicht ignorieren.