Für die meisten Startups ist die Phase der Produktentwicklung und des Markteintritts die aufregendste Zeit. Doch sobald die ersten Bestellungen eingehen, rückt eine oft unterschätzte Herausforderung in den Fokus: die Lagerlogistik. Was im heimischen Keller oder in der Garage noch überschaubar war, kann mit wachsendem Erfolg schnell zu einem Nadelöhr werden, das die Skalierung bremst und Kunden verärgert.
Eine durchdachte Logistik ist jedoch kein notwendiges Übel, sondern ein kraftvoller Motor für Wachstum. Sie sorgt für zufriedene Kunden durch schnelle und fehlerfreie Lieferungen, senkt Kosten und legt das Fundament für eine erfolgreiche Skalierung. Hier ist ein Leitfaden, wie Startups von Anfang an die richtigen Weichen stellen.
Das Wichtigste in Kürze
- Klein anfangen, aber groß denken: Beginne mit einem einfachen und sauberen System. Wähle jedoch von Anfang an Methoden und Werkzeuge, die mit deinem Unternehmen mitwachsen können, ohne dass du alles neu aufsetzen musst.
- Die ABC-Analyse als Basis: Die Priorisierung deiner Produkte nach ihrer Umschlagshäufigkeit (Schnelldreher vs. Langsamdreher) ist der größte Hebel, um die Effizienz im Lager sofort zu steigern.
- Standardisierung ist der Schlüssel: Einheitliche Prozesse und genormte Lagerbehälter minimieren Fehler, beschleunigen jeden Handgriff und sorgen für eine optimale Raumnutzung
Die Grundlagen: Ein klares System schlägt teure Technik
Bevor du in teure Regalsysteme oder Software investierst, muss der Prozess stehen. Die Basis jeder effizienten Logistik ist eine glasklare Struktur.
Das richtige Lagerlayout: Definiere von Anfang an feste Zonen in deinem Lager. Ein logischer Warenfluss sieht so aus:
- Wareneingang: Hier wird die ankommende Ware geprüft und erfasst.
- Lagerbereich: Der Hauptbereich, in dem die Produkte gelagert werden.
- Kommissionierzone: Der Ort, an dem die Artikel für den Versand zusammengestellt werden.
- Verpackungs- & Versandbereich: Hier werden die Bestellungen verpackt, frankiert und für die Abholung vorbereitet.
Eindeutige Kennzeichnung: Jedes Produkt benötigt eine einzigartige Artikelnummer (SKU). Jeder Lagerplatz – egal ob im Regal oder auf einer Palette – braucht eine eindeutige Adresse (z. B. A-01-03 für Gang A, Regal 01, Ebene 03). Das verhindert Sucherei und ist die Grundlage für jede Art von digitaler Bestandsführung.
Die ABC-Analyse: Bring deine Bestseller auf die Überholspur
Die ABC-Analyse ist ein einfaches, aber extrem wirkungsvolles Prinzip, um die Laufwege im Lager drastisch zu reduzieren. Teile deine Produkte in drei Kategorien ein:
- A-Artikel (Schnelldreher): Das sind deine Top-Seller. Sie machen vielleicht nur 20 % deiner Artikel aus, aber 80 % deines Umsatzes. Lagere diese Produkte an den am leichtesten und schnellsten erreichbaren Plätzen, idealerweise in Griffhöhe und in der Nähe des Packtisches.
- B-Artikel (Normaldreher): Produkte mit mittlerer Umschlagshäufigkeit. Sie werden in den nachfolgenden, gut erreichbaren Zonen gelagert.
- C-Artikel (Langsamdreher): Diese Artikel verkaufst du selten. Sie können auf den obersten Regalebenen oder in den hinteren Bereichen des Lagers platziert werden.
Allein durch diese einfache Einteilung sparst du bei jeder einzelnen Bestellung wertvolle Sekunden bei der Kommissionierung.
Die Wahl der richtigen Ladungsträger: Stabil, stapelbar, standardisiert
Wie du deine Produkte lagerst, ist genauso wichtig wie wo du sie lagerst. Am Anfang mögen einfache Pappkartons ausreichen. Doch sobald das Volumen wächst, die Produkte schwerer werden oder auch unhandliche Güter gelagert werden müssen, stoßen diese schnell an ihre Grenzen.
Hier kommen robuste und wiederverwendbare Ladungsträger ins Spiel. Eine breite Auswahl an Gitterboxen beispielsweise bietet eine extrem stabile und flexible Lösung. Sie sind genormt, sicher stapelbar und ermöglichen durch ihre Gitterstruktur eine gute Sicht auf den Inhalt, ohne dass man sie umständlich öffnen muss. Sie eignen sich hervorragend für den Transport und die Lagerung von größeren oder schwereren Artikeln. Die Investition in solche standardisierten Systeme zahlt sich durch Langlebigkeit, Sicherheit und Effizienz schnell aus.

Skalierung: Wann ist Zeit für den nächsten Schritt?
Ein Startup muss wachsen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um von manuellen auf digitale Prozesse umzusteigen oder die Logistik sogar komplett abzugeben?
Beobachte deine Kennzahlen (KPIs): Steigt die Fehlerquote bei der Kommissionierung? Verlängert sich die Zeitspanne von der Bestellung bis zum Versand? Werden die Lagerkosten im Verhältnis zum Umsatz zu hoch?
Das sind klare Signale, dass du den nächsten Schritt gehen musst. Das kann die Einführung einer einfachen Lagerverwaltungssoftware sein, die den Bestand in Echtzeit verfolgt, oder ab einem gewissen Volumen auch das Outsourcing an einen Fulfillment-Dienstleister (3PL).
Fazit
Eine effiziente Lagerlogistik ist kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis von klaren Prozessen, smarter Organisation und Bereitschaft, die eigenen Systeme mit dem Unternehmen wachsen zu lassen. Startups, die ihre Logistik von Anfang an als strategischen Erfolgsfaktor begreifen, schaffen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil, der nicht nur Kosten spart, sondern vor allem für eines sorgt: begeisterte und wiederkehrende Kunden.