In den letzten Jahren sind die Anträge für Novel-Food-Produkte bei der Europäischen Kommission spürbar gestiegen. Die offiziellen Listen zeigen zahlreiche neue Antragstellungen unter Artikel 10 der Novel-Food Verordnung auch im Jahr 2022. Wer frühzeitig erkennt, wie sich diese Regulierungsprozesse entwickeln, kann sein Geschäftsmodell entsprechend anpassen und Marktlücken gezielt nutzen. Regulierungen sind damit nicht nur Barrieren, sondern eröffnen zugleich Chancen für Innovation.
Früh erkannte Trends sichern Wettbewerbsvorteile
Startups, die in regulierten Märkten agieren, müssen den Blick nach vorn richten. Ein Beispiel sind alternative Cannabinoidprodukte, die in den vergangenen Jahren stark diskutiert wurden. Begriffe wie 10 OH HHC tauchen plötzlich auf, erscheinen in Online-Shops und werfen sofort Fragen nach Legalität und Verbrauchersicherheit auf. Gründer, die solche Bewegungen rechtzeitig wahrnehmen, verschaffen sich einen Wissensvorsprung. Es geht nicht darum, jede neue Substanz auf den Markt zu bringen, sondern darum, das Umfeld zu verstehen und rechtliche Entwicklungen zu antizipieren.
Unternehmen, die diesen Weg gehen, investieren nicht nur in Produktentwicklung, sondern auch in juristische Expertise. Eine enge Zusammenarbeit mit Fachanwälten oder Compliance-Spezialisten schützt vor Fehlinvestitionen und ermöglicht es, Chancen auszuschöpfen, während Mitbewerber noch zögern. Gerade in regulierten Märkten entscheiden Geschwindigkeit und Risikomanagement über Erfolg und Scheitern.
Gesetzliche Hürden als Treiber für neue Geschäftsmodelle
Viele Gründer betrachten Regulierungen als reines Hindernis. Tatsächlich lassen sich daraus aber innovative Geschäftsmodelle entwickeln. Unternehmen, die Compliance-Dienstleistungen oder Beratungen für stark regulierte Branchen anbieten, erleben eine steigende Nachfrage. Verschiedene Marktanalysen zeigen, dass RegTech-Lösungen weltweit stark wachsen. So schätzt Markets and Markets den RegTech-Markt 2021 auf etwa USD 7,6 Mrd und prognostiziert ein Wachstum auf USD 19,5 Mrd bis 2026 bei einer jährlichen Wachstumsrate von rund 20,8 %.
Startups profitieren besonders, wenn sie Prozesse vereinfachen, die durch neue Gesetze komplexer werden. Digitale Plattformen, die Dokumentationspflichten automatisieren oder Transparenz in Lieferketten schaffen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Gründer sollten nicht nur darüber nachdenken, welche Produkte sie selbst vertreiben können, sondern auch, wie sie anderen Marktteilnehmern helfen, Vorschriften effizient einzuhalten.
Konsumentenvertrauen entscheidet über den Markterfolg
In jungen, regulierten Märkten ist Vertrauen eine der wichtigsten Voraussetzungen. Konsumenten stehen neuen Produkten oft kritisch gegenüber, besonders wenn deren rechtlicher Status unklar ist. Startups, die Transparenz und Qualität in den Mittelpunkt stellen, können sich dadurch deutlich vom Wettbewerb abheben. Untersuchungen zeigen, dass ein großer Teil der Verbraucher bereit ist, für Produkte mit verlässlichen Sicherheits- oder Herkunftsnachweisen einen Aufpreis zu zahlen.
Unternehmen, die ihre Lieferketten offenlegen, unabhängige Zertifikate nutzen und aktiv aufklären, schaffen eine Basis, auf der langfristige Kundenbeziehungen wachsen können. Marketing darf in solchen Märkten nicht nur auf den schnellen Verkauf abzielen. Vielmehr müssen Startups ihre Rolle als vertrauenswürdige Informationsquelle ernst nehmen und kontinuierlich in Glaubwürdigkeit investieren.
Internationaler Blick eröffnet neue Chancen
Regulierungen unterscheiden sich von Land zu Land. Während in Deutschland manche Produkte noch geprüft werden, sind sie in anderen europäischen Staaten bereits zugelassen. Startups, die international denken, verschaffen sich zusätzliche Handlungsspielräume. Besonders spannend ist der Blick in die USA, wo viele Märkte schneller geöffnet werden. Das ermöglicht, Geschäftsmodelle zu testen und Erfahrungen zu sammeln, bevor sie in Europa umgesetzt werden.
Nicht jedes Unternehmen kann sofort international expandieren. Kooperationen mit Partnern im Ausland sind ein sinnvoller erster Schritt. Sie erlauben den Zugang zu Märkten, ohne dass alle Risiken alleine getragen werden müssen. Parallel lernen Gründer, wie unterschiedliche Regulierungen funktionieren und welche Anpassungen notwendig sind.