Die Selbstständigkeit verspricht unternehmerische Freiheit. Sie beginnt jedoch mit einem nüchternen Kassensturz.
Wer nicht sorgfältig kalkuliert, zahlt doppelt – sowohl mit Geld als auch mit Nerven. Bereits vor der Gewerbeanmeldung sollten Gründer:innen wissen, welche finanziellen Belastungen realistisch sind und wie sich diese kontrollieren lassen. Nur mit einer klaren Übersicht gelingt ein wirtschaftlich gesunder Start in die berufliche Unabhängigkeit.
Die Gründungskosten im Überblick: Was zu Beginn anfällt
Die einmaligen Gründungskosten hängen stark von der gewählten Rechtsform ab:
- Einzelunternehmen: Die Anmeldung beim Gewerbeamt kostet je nach Stadt zwischen 15 und 65 Euro. Hinzu kommen – abhängig von der Branche – potentielle Kammerbeiträge oder Genehmigungskosten.
- UG (haftungsbeschränkt): Notar- und Registergebühren summieren sich auf etwa 300 bis 800 Euro. Das Stammkapital beträgt mindestens 1 Euro, wobei in der Praxis 500 bis 1.000 Euro üblich sind, um Liquiditätsengpässe zu vermeiden.
- GmbH: Die Gründung schlägt mit etwa 600 bis 1.400 Euro zu Buche. Das gesetzlich vorgeschriebene Stammkapital liegt bei 25.000 Euro, wobei zur Gründung 12.500 Euro eingebracht werden müssen.
Zusätzliche Kosten können durch fachliche Beratungen, beispielsweise Steuerberatung oder Gründungscoaching, branchenspezifische Lizenzen oder Schulungen entstehen. Gründerinnen, die beispielsweise Immobilienmaklerin werden möchten, benötigen gemäß § 34c GewO eine behördliche Erlaubnis. Diese kostet – je nach Bundesland – zwischen 500 und 2.000 Euro.
Laufende Kosten realistisch einschätzen
Neben der einmaligen Anfangsinvestition zählt vor allem, wie hoch die regelmäßigen Ausgaben ausfallen. Diese werden oft unterschätzt.
Zu den typischen Fixkosten zählen:
- Büro- oder Geschäftsräume: Die Mietkosten variieren stark, abhängig von Lage und Branche – von 200 Euro im Co-Working-Space bis zu mehreren tausend Euro im Stadtzentrum.
- Versicherungen: Betriebshaftpflicht − ab circa 120 Euro pro Jahr −, gegebenenfalls Berufshaftpflicht, freiwillige Kranken- und Rentenversicherung − PKV oder gesetzlich −, sowie optionale Absicherungen für Berufsunfähigkeit.
- Steuerberater: Die monatlichen Kosten liegen durchschnittlich bei 80 bis 250 Euro für Kleinunternehmer:innen. Bei Kapitalgesellschaften zeigen sie sich jedoch deutlich höher.
- IT und Software: Tools für Buchhaltung, Rechnungsstellung, Projektmanagement und weiteres summieren sich auf 20 bis 100 Euro monatlich.
Diejenigen, die freiberuflich oder im Dienstleistungsbereich arbeiten, können mit einem monatlichen Grundbedarf zwischen 500 und 1.500 Euro − ohne die privaten Lebenshaltungskosten − rechnen. In produzierenden oder stationären Bereichen fällt dieser Betrag allerdings deutlich höher aus.
Die privaten Ausgaben nicht vergessen
Ein häufiges Risiko bei der Finanzplanung: Die private Lebenshaltung wird nicht einbezogen. Miete, Krankenversicherung, Lebensmittel und Rücklagen für Urlaub oder Altersvorsorge summieren sich auch ohne Unternehmerstatus schnell auf über 1.500 Euro monatlich.
Wer dafür nicht über die nötigen Rücklagen verfügt, sollte ein ausreichendes Finanzpolster von drei bis sechs Monatsausgaben einplanen oder sich zu Beginn der Selbstständigkeit noch Nebeneinkünfte sichern.
Finanzierungsmöglichkeiten für Gründer:innen
Für viele Selbstständige zeigt sich so ein externer Finanzierungsbedarf unvermeidlich. Dafür kommen infrage:
- Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit (für ALG-I-Empfänger:innen): Voraussetzung ist ein überzeugender Businessplan und die Tragfähigkeitsbescheinigung einer fachkundigen Stelle.
- ERP-Gründerkredit (KfW): Bis zu 125.000 Euro zu günstigen Konditionen, über die Hausbank zu beantragen.
- Beteiligungskapital: Beispielsweise durch Business Angels oder Mikrobeteiligungsgesellschaften.
- Mikrokredite: Bis zu 25.000 Euro, insbesondere für kleine Gründungen ohne Banksicherheit.
Wichtig zu wissen: Die jeweiligen Förderprogramme sind in der Regel an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Eine Beratung bei der IHK, Handwerkskammer oder Gründerplattform hilft, die richtige Finanzierung zu finden.
Planung statt Bauchgefühl vertrauen
Die Selbstständigkeit sollte kein Sprung ins kalte Wasser sein – zumindest nicht finanziell. Das Vorhaben verlangt eine fundierte Vorbereitung.
Werden alle Ausgaben realistisch kalkuliert und finanzielle Engpässe frühzeitig erkannt, lässt sich die nötige Stabilität schaffen, um unternehmerisch erfolgreich zu wachsen. Dabei helfen strukturierte Businesspläne, detaillierte Liquiditätsübersichten und eine professionelle Beratung. Unternehmerischer Erfolg beginnt also mit klaren Zahlen – nicht mit Wunschdenken.