Viele Menschen wünschen sich eine berufliche Tätigkeit, die erfüllend ist, Sinn stiftet und gleichzeitig genug Freiraum für Familie lässt. Die Selbstständigkeit als Tagesmutter kann genau das bieten, wann man die Voraussetzungen kennt und den Weg sorgfältig plant. Wir erklären dir hier, wie du diesen Schritt gehen kannst, welche gesetzlichen Vorgaben du beachten musst und wie du langfristig erfolgreich bleibst.
Das Wichtigste in Kürze
- Tagesmutter als Beruf: Die Tätigkeit ist selbstständig und verlangt eine Pflegeerlaubnis sowie eine pädagogische Qualifizierung. Sie eignet sich besonders für Menschen mit Einfühlungsvermögen und Organisationstalent.
- Voraussetzungen & Finanzierung: Neben einer Eignungsprüfung brauchst du u. a. Erste-Hilfe-Kurse, ein erweitertes Führungszeugnis und geeignete Räumlichkeiten. Förderungen über Jugendämter sind möglich.
- Erfolgreich starten: Ein durchdachter Businessplan, gute Sichtbarkeit im Netz und Kooperationen mit Jugendämtern sind wichtige Faktoren für einen gelungenen Start.
Was macht eine Tagesmutter und was unterscheidet sie von einer Kita?
Tagesmütter oder Tagesväter betreuen Kindern in kleinen Gruppen von bis zu fünf Kindern gleichzeitig meist im eigenen Haushalt oder in angemieteten Räumen. Der Fokus liegt auf individueller Betreuung, einer familiären Umgebung und flexiblen Betreuungszeiten.
Im Gegensatz zu Kitas arbeiten Tagespflegepersonen selbstständig. Sie bestimmen ihre Arbeitszeiten, den Betreuungsschwerpunkt und die pädagogische Ausrichtung. Das bietet Freiheiten, erfordert aber auch unternehmerisches Denken.
Welche Voraussetzungen musst du als Tagesmutter erfüllen?
Wer Kinder regelmäßig gegen Bezahlung betreuen möchte, benötigt eine sogenannte Pflegeerlaubnis nach § 43 SGB VIII. Diese wird vom zuständigen Jugendamt erteilt und ist an klare Bedingungen geknüpft:
- Persönliche Eignung: Du solltest zuverlässig, psychisch stabil und gesund sein. Ein ärztliches Attest und ein erweitertes Führungszeugnis sind Pflicht.
- Räumliche Eignung: Die Wohnung oder der Betreuungsraum muss kindersicher, sauber und kindgerecht eingerichtet sein. Dazu gehören z. B. eine sichere Küche, Rückzugsorte, ausreichend Platz und altersgerechtes Spielzeug.
- Qualifikation: In der Regel musst du eine pädagogische Grundqualifizierung von mindestens 160 Stunden absolvieren. In vielen Bundesländern ist zusätzlich ein Erste-Hilfe-Kurs am Kind notwendig.
- Kooperation mit dem Jugendamt: Das Jugendamt prüft deine Unterlagen, inspiziert die Räume und begleitet dich auch später regelmäßig durch Fachberatungen.
Wie funktioniert die Finanzierung und was kannst du verdienen?
Als selbstständige Tagesmutter kannst du entweder privat abrechnen oder mit dem Jugendamt zusammenarbeiten, was in der Praxis oft üblicher ist.
Wenn du mit dem Jugendamt kooperierst, erhalten die Eltern eine Förderung und du bekommst eine monatliche Vergütung pro betreutem Kind. Diese setzt sich zusammen aus einem Stundensatz sowie einem Anteil für Sachkosten (z. B. Spielsachen, Essen).
Der durchschnittliche Stundensatz liegt je nach Bundesland zwischen 5 und 8 Euro pro Kind. Bei einer Vollbelegung mit fünf Kindern ergibt sich damit ein solides Einkommen. Hinzu kommen ggf. Zuschüsse für Renten- und Krankenversicherung.
Tipp: Kläre mit einem Steuerberater oder einer Gründungsberatung, wie du Einnahmen korrekt versteuerst und ob eine Kleinunternehmerregelung für dich sinnvoll ist.

Welche Rolle spielt der Businessplan?
Auch wenn du keine Bankfinanzierung brauchst, hilft dir ein Businessplan dabei deine Ziele zu strukturieren. Er beinhaltet unter anderem:
- Zielgruppe (z. B. Kleinkinder von Alleinerziehenden oder Eltern mit Schichtarbeit),
- Standortanalyse (gibt es in deinem Viertel einen Betreuungsbedarf?),
- Kosten- und Einnahmenplanung (Raummiete, Versicherung, Spielmaterial),
- Marketingstrategie (Webseite, Netzwerke, Elternabende).
So schaffst du eine solide Grundlage für einen erfolgreichen Start und kannst gezielter mit dem Jugendamt oder möglichen Kooperationspartnern sprechen.
Wie findest du Eltern und machst auf dich aufmerksam?
Ein gutes Netzwerk und Sichtbarkeit sind entscheidend. Neben klassischen Wegen wie Flyern, Aushängen in Kitas oder Apotheken, lohnt sich vor allem eine eigene Website oder Präsenz auf Plattformen wie Betreut.de oder Mamikreisel.
Auch persönliche Kontakte sind wichtig. Sprich mit Eltern auf Spielplätzen oder in Elterncafés. Viele Familien suchen nicht „die billigste“, sondern eine verlässliche und sympathische Betreuungsperson.
Tipp für deinen Auftritt im Netz: Zeige dich auf Fotos mit den Räumen und Spielmaterialien. Erkläre deine Werte, z. B. ob du einen naturnahen Ansatz verfolgst oder bilinguale Betreuung anbietest.
Welche Versicherungen brauchst du?
Der Alltag mit Kindern birgt Risiken und dafür solltest du abgesichert sein. Zu den wichtigsten Versicherungen zählen:
- Betriebshaftpflichtversicherung: Deckt Schäden ab, die im Rahmen deiner Tätigkeit passieren, z. B. wenn ein Kind etwas zerstört.
- Berufsunfähigkeitsversicherung: Falls du langfristig ausfällst, sichert sie dein Einkommen.
- Kranken- und Rentenversicherung: Als Tagespflegeperson bist du grundsätzlich versicherungspflichtig, insbesondere bei regelmäßiger Tätigkeit.
Je nach Bundesland gelten unterschiedliche Regelungen. Manche Jugendämter bieten Rahmenverträge oder Zuschüsse für bestimmte Versicherungen.

Welche Herausforderungen erwarten dich und wie kannst du sie meistern?
Die Tätigkeit als Tagesmutter ist vielseitig, aber auch fordernd. Du brauchst Organisationstalent, Geduld, eine gute Beobachtungsgabe und klare Kommunikation. Dazu kommt die Verantwortung, mehrere kleine Persönlichkeiten gleichzeitig zu betreuen.
Herausforderungen können zum Beispiel sein:
- Krankheitsphasen (sowohl bei dir als auch bei den Kindern)
- Unregelmäßige Auslastung (Eltern kündigen kurzfristig)
- Verwaltungsaufwand (z. B. Abrechnung mit Jugendamt)
Mit einem klaren Betreuungskonzept, transparenten Regeln für Eltern und zuverlässigen Vertretungsmodellen lässt sich vieles gut auffangen.
Lohnt sich der Schritt in die Selbstständigkeit?
Wenn du Freude an der Arbeit mit Kindern hast, geduldig bist und gern selbst bestimmst, kann die Selbstständigkeit als Tagesmutter ein erfüllender Weg sein. Du gestaltest deinen Arbeitstag selbst, begleitest Kinder in einer prägenden Phase und kannst Familie und Beruf besser vereinbaren als in vielen anderen Berufen.
Natürlich brauchst du einen langen Atem und gute Vorbereitung, aber du wirst gebraucht und das nicht nur in Großstädten. Der Bedarf an flexibler Kinderbetreuung wächst stetig.
💡 Wusstest Du, dass…?
- Tagesmütter steuerlich absetzen können, was sie für Spielzeug, Möbel und Essen ausgeben? Viele Ausgaben im Betreuungsalltag gelten als Betriebsausgaben und senken damit die Steuerlast.
- du als Tagesmutter unter bestimmten Bedingungen Anspruch auf Elterngeld oder Mutterschaftsgeld hast? Das gilt z. B. bei eigener Schwangerschaft oder wenn du selbstständig erziehst.
- es in einigen Städten eigene Netzwerke für Tagespflegepersonen gibt? Diese bieten Austausch, Fortbildungen und manchmal sogar Vertretungslösungen bei Krankheit oder Urlaub.
Fazit: Selbstständig als Tagesmutter
Wer Kinder liebt, strukturiert arbeitet und sich weiterentwickeln will, findet in der Kindertagespflege eine sinnstiftende Aufgabe mit unternehmerischem Potenzial. Mit der richtigen Vorbereitung und Unterstützung lässt sich dieser Beruf gut in die Selbstständigkeit übertragen, ganz gleich ob im ländlichen Raum oder mitten in der Großstadt.