Sich als Freiberufler:in selbstständig zu machen, bietet viele Chancen, doch der Weg in die freiberufliche Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet sein. Wir erklären dir hier, was du beachten musst, wie du dich anmeldest und welche rechtlichen und steuerlichen Anforderungen auf dich zukommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Freiberufler oder Gewerbetreibender? Freiberufliche Tätigkeiten wie Ärzte, Designer oder Journalisten unterliegen nicht der Gewerbeordnung. Eine Gewerbeanmeldung entfällt also und die Anmeldung beim Finanzamt genügt.
- Einfacher Einstieg mit dem richtigen Plan: Eine klare Positionierung, ein realistischer Finanzplan und eine gute Kundenakquise sind essenziell für den langfristigen Erfolg.
- Weniger Bürokratie, aber steuerliche Pflichten bleiben: Auch ohne Gewerbe musst du Umsatzsteuer (sofern nicht befreit) und Einkommensteuer korrekt abführen.
Was bedeutet „freiberuflich“ überhaupt?
Freiberufler:innen (gemäß § 18 EStG) üben selbstständig sogenannte „Katalogberufe“ oder ähnliche Tätigkeiten aus, darunter fallen z. B. Heilberufe, Künstler:innen, Berater:innen, Lehrende oder Ingenieur:innen. Anders als Gewerbetreibende musst du kein Gewerbe anmelden und bist nicht gewerbesteuerpflichtig. Das kann ein klarer Vorteil sein, sowohl steuerlich als auch bürokratisch.
Wichtig: Ob deine Tätigkeit als freiberuflich anerkannt wird, prüft letztlich das Finanzamt. Wenn du unsicher bist, lohnt sich ein Anruf oder eine schriftliche Anfrage, damit du später keine bösen Überraschungen erlebst.
Wie meldest du dich als Freiberufler:in an?
Du brauchst keinen Gewerbeschein, aber ganz ohne Anmeldung geht es leider auch nicht. Stattdessen füllst du den „Fragebogen zur steuerlichen Erfassung“ aus und sendest ihn elektronisch über ELSTER ans Finanzamt. Darin machst du Angaben zu deiner Tätigkeit, erwarteten Einnahmen und der geplanten Besteuerung.
In der Regel bekommst du dann eine Steuernummer zugeteilt, mit der du Rechnungen schreiben darfst.
Welche Steuern musst du als Freiberufler:in zahlen?
Auch ohne Gewerbesteuer bist du steuerlich in der Pflicht. Die wichtigsten Steuern sind:
- Einkommensteuer: Du versteuerst deinen Gewinn, also Einnahmen minus Ausgaben. Bei über 22.000 Euro Gewinn pro Jahr bist du auch umsatzsteuerpflichtig.
- Umsatzsteuer: Liegt dein Umsatz im ersten Jahr unter 22.000 €, kannst du von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen. Überschreitest du diese Grenze, musst du 19 % Umsatzsteuer (bzw. 7 % bei bestimmten Leistungen) ausweisen.
- Vorauszahlungen: Das Finanzamt erwartet basierend auf deinem voraussichtlichen Gewinn vierteljährliche Vorauszahlungen auf die zu erwartende Steuerlast.
Ein guter Steuerberater oder digitale Tools wie Lexoffice oder SevDesk können dir helfen, den Überblick zu behalten.

Wie findest du deine erste Kundschaft?
Ohne Kunden kein Umsatz, das gilt auch für Freiberufler:innen. Die gute Nachricht ist, dass du auf vielen Wegen sichtbar werden kannst. Ein paar bewährte Methoden:
- Online-Präsenz aufbauen: Eine eigene Website mit Portfolio, Blog und Kontaktmöglichkeit hilft dir, Vertrauen aufzubauen. Denk auch an SEO (Suchmaschinenoptimierung), um bei Google gefunden zu werden.
- Plattformen nutzen: Über Seiten wie freelancermap.de, Malt oder Twago findest du Projektangebote. Wichtig ist hier ein aussagekräftiges Profil und schnelle Reaktionszeiten.
- Netzwerken: Persönliche Empfehlungen sind oft der Schlüssel zum Erfolg. Nutze (digitale) Netzwerke, Veranstaltungen oder lokale Gründerinitiativen, um dich bekannt zu machen.
Welche Versicherungen sind sinnvoll?
Als Freiberufler:in bist du nicht automatisch sozialversichert. Du musst dich also selbst um folgende Bereiche kümmern:
- Krankenversicherung: Wahl zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Die Beiträge hängen von deinem Einkommen ab.
- Berufshaftpflicht: Besonders für beratende oder medizinische Berufe ein Muss, schützt sie vor Schadensersatzforderungen bei Fehlern.
- Altersvorsorge: Du bist nicht rentenversicherungspflichtig (mit Ausnahmen wie Lehrberufen), solltest aber frühzeitig privat vorsorgen.
Tipp: Die Künstlersozialkasse (KSK) übernimmt für bestimmte kreative Berufe den Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung und stellt damit eine echte Erleichterung dar.
Welche Vor- und Nachteile hat die freiberufliche Selbstständigkeit?
Vorteile:
- Keine Gewerbesteuer
- Flexible Arbeitszeiten
- Eigene Preisgestaltung
- Weniger bürokratischer Aufwand als bei Gewerbe
Nachteile:
- Kein Kündigungsschutz
- Schwankendes Einkommen
- Selbstorganisation bei Steuern, Versicherung und Vorsorge
- Keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

Wie bereitest du dich auf deine Selbstständigkeit vor?
Ein strukturierter Start hilft dir, Stolpersteine zu vermeiden. Achte auf:
- Positionierung: Wer ist deine Zielgruppe? Was unterscheidet dich von anderen? Klare Antworten schaffen Vertrauen und Wiedererkennbarkeit.
- Finanzplan: Rechne realistisch. Was brauchst du zum Leben? Welche Kosten kommen auf dich zu? Ein Liquiditätsplan gibt dir Sicherheit.
- Zeitmanagement: Plane feste Zeiten für Akquise, Buchhaltung und Weiterbildung ein. Das schützt dich vor Überforderung und sorgt für langfristige Stabilität.
Gibt es Fördermöglichkeiten?
Ja, und zwar einige. Je nach Bundesland kannst du z. B. auf folgende Programme zugreifen:
- Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit: Für ALG-I-Empfänger:innen, wenn du hauptberuflich gründest.
- EXIST-Gründerstipendium: Für Hochschulabsolvent:innen mit innovativen Geschäftsideen.
- Beratungsförderung (z. B. BAFA): Zuschüsse für professionelle Gründungsberatung.
💡 Wusstest Du, dass…?
- Freiberufler:innen keine doppelte Buchführung brauchen? Eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) reicht in der Regel völlig aus und spart Zeit und Geld.
- du als Freiberufler:in keine Gewerbesteuer zahlst? Solange deine Tätigkeit als freiberuflich anerkannt ist, entfällt diese Steuerpflicht komplett.
- du ohne HR-Eintrag und IHK-Mitgliedschaft starten kannst? Viele bürokratische Pflichten, die Gewerbetreibende treffen, gelten für Freiberufler:innen nicht.
Fazit
Die freiberufliche Selbstständigkeit bringt viele Vorteile, aber auch neue Herausforderungen mit sich. Wenn du bereit bist, Verantwortung zu übernehmen, dich gut vorbereitest und dein Fachwissen gezielt einsetzt, kannst du ganz nach deinen Vorstellungen flexibel und erfolgreich arbeiten.